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Laufradgrößen 27,5 Plus, 27,5+ oder B+

Der neue Laufradstandard

Was gab es bei den Laufradgrößen nicht schon alles: Zuerst hatten wir 29 Zoll, dann kamen 27,5 Zoll. Was müssen wir unter der neuen Größe 27,5 Zoll + oder B+ verstehen? Wo liegen die Unterschiede in der Technik? Die richtigen Antworten gibt es nachstehend:

Die neu hinzugekommene Laufradgröße 27,5 Zoll ist im engeren Sinn eigentlich keine Laufradgröße sondern es handelt sich dabei um eine neue Breite. Die Abmessungen des Außendurchmessers der MTB-Felge – oder gemessen am Innendurchmesser des Reifens – entspricht exakt einem Maß von 27,5 Zoll. Reifen und Felge fallen aber breiter und dicker aus: bei den jetzigen neu auf den Markt gekommenen 27,5 Zoll Reifen beträgt das Maß 3,0 Zoll. Die Felgen müssen an diese neue Größe angepasst werden und nehmen in der Breite bis zu 80 Prozent auf ca. 40 – 50 mm Außenmaß zu. Dies festigt den Reifen im Felgenbett und gibt ihm eine stabile Haltung. Das Außenmaß des neuen Reifens entspricht mit fast 735 mm wieder fast genau dem Maß eines 29 Zoll Reifen mit 2,25 Zoll.

Die Vor- und Nachteile kurz zusammengefasst:

Vorteile

  • besseres Überrollverhalten
  • geringerer Rollwiderstand Outdoor
  • stark verbesserter Grip
  • weniger Pannengefahr bei geringeren Luftdruck
  • Boost: höhere Festigkeit und größere Reifenfreiheit

Nachteile

  • Wenig Kompatibilität mit anderen noch aktuellen MTB' s
  • deutlich schwerer als bei 27,5" und 29"
  • noch nicht überall verfügbar; trägt zur Verunsicherung der Kunden bei
  • Einsatz des 27,5"+ fast ausschließlich bei Hardtails, Touren- und Fully MTB's
  • Boost: Neuer Standard bei Laufrädern , Federgabeln und Kurbeln erforderlich

Hier die Erklärung im Detail: Was bringt die Neuerung 27,5"+ an Vorteilen und wie sieht es mit den Nachteilen aus? Der Standard 27,5 Zoll + ist nicht weit von dem des 29 Zoll entfernt. Einige bemerkenswerte Veränderungen im Detail werden aber doch sichtbar. So ist der Aufprallwinkel bei Hindernissen bedingt durch den größeren Außendurchmesser flachen, mit der Konsequenz, dass der Reifen diese leichter nimmt. Das entscheidende Plus beim 27,5 Zoll Reifen ist aber das größere Volumen. Dieser wirkliche Mehrwert erlaubt dem Biker(in) – ähnlich wie bei einem Fatbike – das Rad mit einem wesentlich geringeren Luftdruck zu fahren. Hier ist eine Absenkung von 1 Bar Druck durchaus vorstellbar. Die Hersteller werden nicht müde, dies im Zusammenhang mit einer optimierten Karkasse als Grund für ein förmliches Anschmiegen des Reifens an den Boden lobend herauszustellen. Messungen haben diesen Effekt mittlerweile bestätigt, so dass die Aussage der Hersteller – die Räder laufen mit dem 27,5 + Zoll Reifen leichter – untermauert wurde. Ebenfalls unbestreitbar ist der verbesserte Grip, der dem Biker(in) sehr willkommen sein wird. Das bei älteren Reifen vorkommende Hüpfen bei schneller Fahrt gehört bei dem 27,5 + Zoll nun endlich der Vergangenheit an. Die Einschätzung des Marktes geht dahin, dass in Zukunft die meisten Komplett-Räder mit dem 27,5 + Zoll Reifen ausgestattet werden. Diese wird es dann entweder mit Federgabel oder als Fully zu kaufen geben. Soweit die Vorteile. Neben den geschilderten Vorteilen gibt es natürlich auch über Nachteile zu berichten. Das Gewicht beim 27,5 Zoll + ist nun einmal höher, als es beim 27,5 oder 29 Zoll der Fall ist. Auch ist die Verfügbarkeit des neuen Reifens noch nicht befriedigend gelöst, so muss sich der Fachhandel darauf einstellen noch mehr Material an Schläuchen und Mänteln zu bevorraten.

Auch beim Thema Boost findet ein Umdenken statt: war hiermit ursprünglich der breitere Standard für die Hinterachse gemeint, so vergrößert sich diese nun um 6 mm in der Breite, was dazu führt, das die Speichen des Laufrades flacher angestellt werden können. Dies führt in Konsequenz wiederum zu einer besseren Seitensteifigkeit.

Beim 27,5 + Zoll wird Boost kommen und auch bei dem 29 Zoll. Jedoch ist dies nicht ganz unproblematisch: Um ganze 3 mm wandert die Kettenlinie konstruktionsbedingt nach außen. Was bei dem 27,5 + Zoll ausdrücklich gewünscht ist – da so mehr Raum für die breiteren Reifen entsteht, führt bei den herkömmlichen Kurbeln zu Problemen mit der Schaltung. Ein Lösungsansatz dieses Problem zu beheben, könnte darin bestehen, diese Kurbeln ebenfalls 3 mm nach außen wandern zu lassen.

Der japanische Hersteller Shimano hat diese modifizierten Kurbeln bei der neuen XT-Gruppe bereits im Angebot. Diese Kurbeln sind an dem Zusatz B zu erkennen.</p>

Die nächsten Wochen sind spannend, in Kalifornien werden nicht nur die ersten Reifen, Laufräder und Federgabeln vorgestellt, sondern auch die ersten Komplett-Räder mit dem 27,5 + Zoll.

Die vorgesehenen Klassen sind: Allround-, Hardtails, Touren- und All-Mountains- Fullys.

Es ist das erklärte Ziel, weniger die Rennfahrer unter den Bikern, sondern mehr die ganz normalen Fahrer mit der Vorliebe für Trail durch diese Neuerung zu begeistern. Waldwege und unwegsames Gelände sind der ideale Boden für den 27,5 + Zoll; hier kann er seine Vormachtstellung ungehindert behaupten.

Beim CC/Marathon-Segment wird der 27,5 + Zoll jedoch z. Zt. noch nicht vorkommen. Die Hersteller verharren noch in einer abwartenden Haltung, aber auch dieses Segment wird von der neuen Entwicklung sicherlich in Kürze profitieren können.